Dienstag, 22. November 2011

Schon vorbei?

Nein..zum Glück nicht. Aber es kommt mir so vor.
Jetzt bleiben mir noch 7 Tage Schule und dann noch ca ein Monat.
Meine Schulbestätigung ist schon fertig,meine Abschiedsfeier schon in Planung und der Abschlussbericht für die CAS Homepage ist auch schon geschrieben..Ihr werdet jetzt zu Erstlesern,wenn ihr wollt :D

14.7.11,nach ewig langer Reise endlich am Flughafen angekommen und auf einmal habe ich mich gar nichtmehr auf meine bevorstehende Zeit Jahr in Costa Rica gefreut und kurzfristig beschlossen doch lieber ein halbes Jahr am Flughafen zu campen. Nach einigen Überlegungen erschien mir das aber doch  leicht unbequem und nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich mit meinen 2 Koffern auf in Richtung Empfangshalle gemacht. Zwischen den ganzen „Ich habe meine Familie gefunden!“-Schreien habe ich, an die Scheibe gepresst, mit Costa Rica Flagge und „Svenja“-Namensschild meine neue Costa-ricanische Schwester entdeckt.
Nach einem letztem durchatmen bin ich raus und wurde erst mal mit Küssen und Umarmungen von meinen beiden Schwestern und dem Freund meiner großen Schwester überfallen und dann ging es auch schon auf in mein neues zu Hause.
Nach den ersten Minuten Stille begann die Fragerunde und ich habe ernsthaft begonnen, meine 2jährigen Spanisch-Kenntnisse in Frage zu stellen.
Zu Hause angekommen, kommen mir meine zwei Brüder entgegen gerannt und reißen mir meine Koffer aus den Händen und tragen sie in ein kleines holzgetäfeltes Zimmer.
Zeit zum auspacken gab es nach dem Pfannkuchen-,Gallo Pinto- und Fragenreichem Frühstück.
Nachdem mein großer Bruder mit mir Steckdosen kaufen war und mich auf ein Kaugummigeschmackartiges Eis bei POPS eingeladen hat, habe ich auch meine neue Mama kennengelernt. Neben deutlichem Spanisch-Mangel kam nun auch langsam die Müdigkeit zum Vorschein, also habe ich mich so um 6 Uhr schlafen gelegt.
Wenige Stunden später, um 12 Uhr nachts, fand ich mich im Kino in Harry Potter wieder und habe überlegt ob es wohl als unhöflich kommt wird, wenn ich einschlafe.
Um 3 Uhr wieder zu Hause in meinem Bett habe ich die Augen nicht zu bekommen.
Ich war zwar verdammt müde, aber das war der erste Moment des Tages, an dem ich wirklich allein war. Alles war so dunkel, so ruhig, so anders.
Der Geruch, die Geräusche… Ich habe angefangen zu weinen und mich gefragt, was ich eigentlich hier will. „Ich kann das nicht, ich will nach Hause.“, das war alles, was ich denken konnte.
Die ersten Tage in der Familie, ohne Schule waren etwas komisch und schwierig. Meine Art mich zu integrieren war, mich mit meinem Laptop neben meine Schwester zu setzen.
Meine Mutter hat mich vom ersten Tag an behandelt, wie ihr wirkliches Kind und hat es mir damit viel leichter gemacht, mich zu Hause zu fühlen.
Nachdem mein Bruder mich auf die Party eines Freundes mitgezogen hat kannte mich auch direkt die halbe Schule (die sowieso nicht wirklich groß ist ).
Mittlerweile habe ich meine Freunde gefunden, auch wenn das nicht so einfach war.
Anfänglich ist es oft nur falsche Interesse mit dem Hintergrund, die Freundin DER DEUTSCHEN zu sein.
Aber selbst wenn ich jetzt noch nicht meine Leute gefunden hätte, wäre da immer noch meine Familie. Ich liebe sie so.. In Deutschland bin ich Einzelkind, hier habe ich 4 Geschwister und frage mich, was ich machen soll wenn ich wieder in Deutschland bin. Meine Familie hier ist mir so wichtig geworden und ich verstehe mich wirklich mit allen unheimlich gut..meine gefühlten 35 Cousins mit eingeschlossen. Meine Schwester ist sowas wie meine beste Freundin und wir machen wirklich alles zusammen, auch wenn unsere Interessen manchmal auseinandergehen. So gehen wir zum Beispiel in die Mall zum Shoppen und die erste Sache die sie macht,ist beim Kino gucken ob was Gutes läuft.
Mein Bruder ist der tollste, den ich mir nur hätte wünschen können. Es ist wunderbar einen großen Bruder zu haben. Auch wenn er manchmal ein bisschen nervig sein kann…
Dieses halbe Jahr hat mir unheimlich viel Selbstvertrauen gebracht, da ich mir alles selbst aufbauen musste. Und auch wenn es einige Momente gab, in denen ich mich nicht so wohl gefühlt habe, werde ich es nie bereuen, hier hin gekommen zu sein und werde immer eine Erinnerung an eine unvergessliche Zeit haben.
Jetzt nach einem halben Jahr haben sich meine Fragen aus der ersten Nacht schon vor langem beantwortet. Ich weiß, ich kann, was ich hier will und dass ich hier zu Hause bin und immer sein werde. Zwar kämpfe ich immer noch mit der Warmwasser-Regelung und Stromschlägen meiner Dusche, aber auch damit findet man sich irgendwann ab..Spätestens nach den ersten Regenduschen.
Und auch wenn ich vor einem halben Jahr weinend am Flughafen gestanden habe und nicht weg wollte aus Deutschland, sitze ich jetzt hier in meinem Zimmer und weine bei dem Gedanken hier weg zu müssen. Es gibt so viel, das ich hätte schreiben können, so viel das ich über mich und das Land, das ich liebe, gelernt habe aber auch so viel was mir noch fehlt und mir das Gefühl gibt, noch weitaus nicht bereit zu sein, nach Deutschland zurückzukehren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen